Innovative Wege zur inklusiven Vermittlung im Technikmuseum Berlin

Im Technikmuseum Berlin habe ich gemeinsam mit Ellen Schweizer vor mittlerweile sechs Jahren ein damals bahnbrechendes und innovatives Ausstellungsstück entwickelt. Es war einer der ersten Exponatetische, die ein Gemälde in seinem zeitgeschichtlichen Kontext in alle Einzelheiten zerlegte und die Protagonisten jeweils als einzelne taktile Grafik herausstellte.

Diese intensive didaktische Aufbereitung sucht bis heute ihresgleichen. Nicht nur werden die einzelnen Protagonisten des Gemäldes kontraststark, perspektivfrei und detailliert dargestellt, sondern natürlich auch per Audiodeskription beschrieben.

In den Kontext gebracht werden sie durch das Herzstück der Installation, ein 3-D-Relief, das der Bildhauer Stephan Hüsch unter unserer blindendidaktischen Anleitung als taktile Interpretation des Gemäldes geschaffen hat. Dies war ein Prozess intensiver Zusammenarbeit und führte zu einem herausragenden Ergebnis im Sinne der Barrierefreiheit.

Großer Tisch mit taktilen Grafiken und Texten im Museum zur didaktischen Aufbereitung eines Gemäldes
Eisenbahnbrücke Ehrenbreitstein, Paul Friedrich Meyerheim 1875. Das monumentale Ölgemälde von Paul Friedrich Meyerheim (1842-1915) ist 3,80 Meter hoch und fast 850 Kilogramm schwer. Es stellt die typischen Verkehrsmittel der Zeit um 1870 dar. Der Maler schuf dieses und sechs weitere Bilder für die Villa der Fabrikantenfamilie Borsig in Berlin-Moabit.

Taktile Grafiken

Die kulturhistorischen Zusammenhänge werden auf einer Texttafel kurz und in mehreren thematischen Kapiteln per Audio etwa umfangreicher vermittelt. Der Aufwand hinter diesem Projekt wird der Bedeutung des Werkes von Paul Friedrich Meyeheim damit gerecht. Das Gemälde entstand im Auftrag der Familie Borsig. 

Blinde Person liest an einem Tisch mit taktilen Grafiken und Texten im Museum

Meyerheim Relief Bewegtbild anschauen

Meyerheims „Eisenbahnbrücke bei Ehrenbreitenstein“ ist ein wichtiges Zeitdokument der technischen Revolution im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Brücke steht für die Überwindung der Naturgegebenheiten durch moderne Technik. Das Werk dokumentiert das allgemeine Gefühl des Aufbruchs in ein neues Zeitalter der motorisierten Zukunft. Die Faszination der wahrgewordenen Welt des Jules Verne. Maschinen ersetzen Muskelkraft und ermöglichen den Transport von Menschen und Gütern in kürzester Zeit über weite Strecken. Zum Zeitpunkt des Werks gab es bereits 600.000 km Schienenstrecken weltweit.

Durch die Entwicklung der Dampfmaschine war es erstmals möglich, unabhängig von Strömung, Wind und Muskelkraft, Wasserwege über die ganze Welt zu nutzen. Eisenkonstruktionen ermöglichten große Spannweiten von Brücken mit hoher Traglast.