Das Kölnische Stadtmuseum als neuer Maßstab für inklusive Ausstellungen in Deutschland

Taktil gedruckter gelber Stern. Zugängliches Exponat mit Braillebeschriftung im Kölnischen Stadtmuseum

Am 23. März 2024 wurde das Kölnische Stadtmuseum im Zentrum Kölns in seinen neuen Ausstellungsräumen (Haus Sauer) eröffnet. Es ist, meines Erachtens nach, das Museum mit der inklusivsten Ausstellung Deutschlands und setzt damit neue Maßstäbe. Durch ein fragloses Selbstverständnis von inklusiver Ausstellungskonzeption liegt die Latte um mehrere Stufen höher.

„Zwar kann man inzwischen als State of the Art bezeichnen, dass Museen pro Themengebiet oder Raum eine sogenannte inklusive Station anbieten. Genau genommen ist diese Herangehensweise aber alles andere als inklusiv, da sie auf exklusiven Wegen zu exklusiven Stationen exklusive Inhalte zur Verfügung stellt. Diese verfolgen meist nicht einmal das gleiche Vermittlungsziel wie der Rest der Ausstellung, geschweige denn, dass sie dies erreichen.“
Steffen Zimmermann

Vorbereitung und Beratung

Hier, im Kölnischen Stadtmuseum sind wir einen grundsätzlicheren Weg gegangen. Dieser ist entscheidend für die hohe ästhetisch inklusive Qualität. Meine Beratungsleistung zu allen Inklusionsfragen wurde sehr früh in Anspruch genommen. Bereits in der Konzeption und in enger Zusammenarbeit mit den Kuratoren und Szenografen haben wir die gesamte Liste der Exponate aus dem inklusiven Blickwinkel (Also »Wie machen wir es besser für alle Besuchenden?«) betrachtet und besprochen, Möglichkeiten spontan eruiert, wie und ob das jeweilige Objekt inklusiv dargestellt werden könnte – und dann nach diesen Maßstäben vorläufig ausgewählt.

So sind viele Exponat raus der Vitrine gekommen, andere ersetzt, hinzugekauft, als Repliken erstellt oder gedruckt worden, um sie frei und offen zugänglich zu machen. Wir haben entschieden, welche Grafiken didaktisch zielführend umsetzbar für alle sind, welche Texte und Objekte und welche Fotos und Gemälde. Es war weniger ein „Was heben wir hervor?“ sondern vielmehr „Worauf müssen wir leider verzichten?“.

Inklusive Ausführungsleistung

Nachdem die finale Entscheidung getroffen war, war es auch meine Aufgabe gemeinsam mit den Gestaltern von neo.studio, die blindendidaktische Gestaltung der Objekte zu entwickeln und von allen ausgewählten Objekten und Grafiken eine taktile Ebene und Beschriftung (auch in Pyramidenschrift und Braille) zu erstellen und schließlich mit meinem Druckereipartner zu produzieren.

Außerdem habe ich ein stringentes und intuitiv nutzbares taktiles Bodenleitsystem entwickelt, das sich auch ästhetisch hervorragend einfügt. Die Audios und Videos sind selbstverständlich mit dem Leitsystem und Zusatzinformationen abgestimmt. Der Kassentresen ist mit einer induktiven Höranlage ausgestattet. Der MultiMediaGuide bietet natürlich auch Videos in Deutscher Gebärdensprache. Die Beschilderung ist diskriminierungsfrei. Die schwellenlose Zugänglichkeit der gesamten Ausstellung ist gewährleistet. 

Angebote für blinde Besucher:innen

Für blinde Menschen gibt es im neuen Museum besonders viele Möglichkeiten, die Stadtgeschichte zu erleben. Die Bodenleitlinien leiten schon vom Bürgersteig zur Eingangstür, zur Kasse und zur Garderobe. Dann durch alle Ausstellungsbereiche und natürlich zu den sanitären Einrichtungen. Auf allen Stockwerken finden sich zur Orientierung taktile Übersichtspläne. Die wichtigsten Texte in jedem Ausstellungsbereich sind zusätzlich in Brailleschrift ausgeführt, auch Grafiken sind teilweise taktil erfahrbar. Bei vielen Exponaten gilt explizit: „Anfassen erlaubt!“. Über den MultiMediaGuide ist zudem eine speziell auf Menschen mit Sehbehinderungen abgestimmte Führung abrufbar. Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung, die einen Assistenzhund haben, dürfen diesen mit ins Museum bringen.

„Die Zusammenarbeit mit den Szenografen und Ausstellungsdesignern neo.studio Berlin und den Kuratoren Stefan Lewejohann und Sascha Pries war von Anfang an auf Augenhöhe und dem gemeinsamen Wunsch nach einem barrierefreien Ort für alle geprägt. So entstand in zwei Jahren ein für mich wunderbar umfangreiches Projekt. Von mir wurden neben der Inklusionsberatung und dem Bodenleitsystem rund 166 (!) Objekte hergestellt – alle taktil – vom Hinweistäfelchen über Pläne, Grafiken und Tafeln bis zum Exponat. Das ist ungewöhnlich viel auf 700 Quadratmetern mit insgesamt 650 Objekten.“
Steffen Zimmermann

Das Kölnische Stadtmuseum schreibt:

Ein Stadtmuseum für alle

Bei der Neukonzeption der Dauerausstellung waren Inklusion und Barrierefreiheit zentrale Ziele. Sowohl bei der räumlichen Gestaltung als auch bei der inhaltlichen Vermittlung orientierte sich das Museumsteam dabei an zeitgemäßen Standards, um allen Menschen einen unvergesslichen Museumsbesuch zu ermöglichen. Die Ausstellungsbereiche sind durchweg barrierefrei erreichbar. Blinde und sehbeeinträchtigte Personen werden über eine Blindenspur zu wichtigen Objekten und Inhalten geführt. Bei einigen ausgewählten Exponaten gilt für sehbeeinträchtigte Menschen explizit: „Anfassen erlaubt!“ Darüber hinaus wurden für Besucher*innen mit Seheinschränkungen zahlreiche „Hands-on“-Stationen konzipiert. Alle Haupttexte in der Ausstellung sind zusätzlich in Braille-Schrift angelegt. Darüber hinaus gibt es taktile Grafiken; auch das beliebte Stadtmodell macht mit einem haptischen Vermittlungselement die Topografie des mittelalterlichen Köln erlebbar. Der MultiMedia-Guide bietet zahlreiche weitere barrierefreie Funktionen.

Quelle: Pressemitteilung Kölnisches Stadtmuseum vom 22. März 2024

Die neue Adresse:

Kölnisches Stadtmuseum
Minoritenstrasse 13
50667 Köln

Postanschrift und Verwaltungseingang:
Kolumbahof 3

Öffnungszeiten

Dienstag: 10 bis 20 Uhr

Mittwoch bis Sonntag: 10 bis 17 Uhr

1. Donnerstag im Monat: 10 bis 22 Uhr (außer an Feiertagen)

An Feiertagen (wie Karfreitag o. Ostermontag):  10 bis 17 Uhr

Ein Gedankenspiel für Kuratoren - Was kostet Inklusion?

Taktile Stadtentwicklungspläne im Kölnischen Stadtmuseum

Gedankenspiel: Sie sind Linda P. 

Wenn Linda P. mit ihrem Mann und den Kindern ins Kölnische Stadtmuseum geht, dann durchlaufen sie das Haus als Gruppe, erzählen und weisen hin, diskutieren und ergänzen ihr Wissen zu jedem Bereich und Aspekt der Ausstellung. Sie stellen sich Fragen und tauschen Gelerntes aus. 

Spielt es eine Rolle, ob Linda blind ist oder nicht? Es spielt im Kölnischen Stadtmuseum keine Rolle, weil jedes thematisierte Gebiet in verschiedener Weise mit vergleichbarer Informationstiefe und Objektangebot ausgestattet ist. Es spielt aber in den anderen Museen eine Rolle, wenn Linda zu nur wenigen, meist monothematischen »Inklusionsstationen« geleitet wird, die, wie Linda dann merkt, eigentlich für ihre Exklusion sorgen. Sie hat nämlich von der eigentlichen Ausstellung und ihrer Familie nichts mitbekommen. 

Auf diesem Foto ist ein Mehrwertexponat für alle zu sehen. Das nur optisch zugängliche historische Stadtmodell (links im Bild) wird viel interessanter und lehrreicher durch die didaktische Aufbereitung über verschiedene übereinander verschiebbaren Ebenen (Topografie, Stadtentwicklung, wichtige Gebäude, urbane Struktur). Die sind neben den Modellen der wichtigen Gebäude natürlich taktil lesbar. Diese didaktische Aufbereitung ist erst der Schlüssel zum Vermittlungsziel für alle Besuchenden.

Und daher jetzt am Schluss die Gretchenfrage: Was also kostet #Inklusion im Museum?

Es kostet die Investition in gute didaktische Konzeption (die natürlich inklusiv denkt) und bringt oft nicht nur einen Mehrwert, sondern überhaupt erst den Nutzwert für manches Exponat, das sonst für die Mehrheit der Besuchenden unerschlossen bliebe. Übrigens: Linda P. und ihre Familie wären ohne die inklusive Konzeption der Ausstellung gar nicht gekommen, weil sie natürlich den Tag gemeinsam erleben wollen. 

Ein Multimediaguide erschließt für Interessierte weitere Hintergründe und die Textversion in Gebärdensprache. Das Inklusionskonzept des Museums, die taktilen Umsetzungen und das Bodenleitsystem stammen von Steffen Zimmermann, die Ausstellungsgestaltung von @neostudio.berlin,

Öffentlich zugängliche Gebäude – Pflicht zu Barrierefreiheit - Thema Aufzüge

Ich erinnere heute an die dringende Notwendigkeit von barrierefreien Notrufsystemen in Aufzügen, insbesondere die Pflicht, visuelle Notrufe anzubieten, um Menschen mit Hör- und Sprachbeeinträchtigungen nicht zu gefährden. Derzeitige Notruflösungen in den meisten Aufzügen beschränken sich meist auf eine rein akustische Kommunikation, was Menschen mit Hör- oder Sprachbeeinträchtigungen im Notfall den Zugang zur Leitzentrale verwehrt.

Diese Unzulänglichkeit verstößt nicht nur gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, sondern auch gegen verschiedene Bauvorschriften und Normen. Das Grundgesetz und die UN-Behindertenrechtskonvention sind eindeutig in Bezug auf die Nichtdiskriminierung von Menschen mit Behinderungen. Die in den Bundesländern verankerten Behindertengleichstellungsgesetze spiegeln diese Anforderungen wider.

Darin wird wird betont, dass Barrierefreiheit in allen öffentlich zugänglichen Gebäuden von entscheidender Bedeutung ist, unabhängig von der Natur der Dienstleistung. Die Musterbauordnung und die DIN 18040-1 weisen darauf hin, dass barrierefreie Aufzüge eine Zwei-Wege-Kommunikation erfordern.

Deutschland orientiert sich an den EU-Normen, die besagen, dass Notrufsysteme und Sprechverbindungen sowohl akustisch als auch optisch erfolgen müssen. Barrierefreie Aufzüge müssen dem Mehr-Sinne-Prinzip entsprechen, insbesondere für Personen mit Hör- oder Sprachbeeinträchtigungen, die auf visuelle Kommunikation angewiesen sind.

Viele Hersteller bieten bereits visuelle Notrufsysteme an, die die Kommunikation über Touch-Displays oder Smartphones ermöglichen. Diese Lösungen unterstützen mehrere Sprachen und gewährleisten, dass auch Personen mit Hör- oder Sprachbeeinträchtigungen im Notfall eine effektive Kommunikation mit der Außenwelt sicherstellen können.

Es ist deutlich, dass eine ausschließliche Nutzung von akustischen Notrufen einen klaren Verstoß gegen gesetzliche Vorgaben darstellt und die gleiche Nutzung des Aufzugs für alle einschränkt. Die Verantwortung für die korrekte Implementierung und Funktionalität des Notrufsystems liegt beim Hersteller des barrierefreien Aufzugs, und die Nichteinhaltung kann rechtliche Konsequenzen sowie Haftung bei Schadensfällen nach sich ziehen.

Mehr Museumsbesucher gewinnen

Es ist vollkommen richtig, dass Kunst, Kultur und Bildung Themen sind, die nicht alle Menschen gleichermaßen begeistern oder interessieren. Manche sind schwer zu erreichen – trotz Bildungsauftrag, Öffentlichkeitsarbeit und Outbounding. Betrachten wir aber einmal diejenigen, die wir interessieren und vielleicht sogar begeistern können – warum kommen so viele davon nie oder selten in unsere Häuser? Wir sprechen hier von über einem Drittel (!) der Gesellschaft – was hindert diese Menschen daran ins Museum zu gehen?

Tatsächlich hilft hier die Prüfung, ob folgende Punkte weitgehend abgedeckt sind (abhängig vom Projekt ggf. abweichend):

  • Einfacher und für jeden verständlicher Weg zum Museum
  • Sehr, sehr klare optische und taktile Wegeführung
  • Ausführliche Vorab-Informationen zu Inhalten und Barrierefreiheit
  • Einfache, angenehme, nicht akademische Sprache
  • Zugängliche Exponate oder wahlweise tastbare Modelle/Repliken
  • Erklärungen in Großschrift und Punktschrift (Braille) sowie Deutscher Gebärdensprache DGS
  • Erklärungen in Deutsch und Englisch und ggf. weiteren Sprachen
  • Keine Stufen, Treppen und andere Barrieren für alte Menschen und Menschen auf Rädern
  • Alle Informationen über mindestens zwei Kanäle verfügbar machen, nämlich nie ausschließlich Audioguide oder ausschließlich Textinformationen oder ausschließlich optisch.

Diese Aspekte und noch ein wenig mehr, gilt es als Museum oder Ausstellungshalle zu beachten. In meiner Arbeit mit solchen Institutionen sind wir zu wunderbaren Lösungen gekommen, die keine Budgets sprengen aber die Hindernisse für ein Drittel der Gesellschaft abbauen.

Das akustische Informations- und Leitsystem TellDing im Leipziger Grassi-Museum

TellDing im Grassimuseum

An mehreren Orten und Stationen innerhalb des Museumsgebäudes und der Ausstellung wird man nun akustisch informiert, was man vor sich hat oder wo und wie man weiter kommt. Das System TellDing reagiert dabei abhängig von Sprache oder Informationsbedarf der Besuchenden mit unterschiedlichen Inhalten. Ohne Handy oder App, ohne Audioguide zum Mitnehmen. Man trägt einfach ein Lanyard mit elektronischer Eintrittskarte (TellDing-Avatar) um den Hals. Das TellDing gibt dann am Aufzug oder am Exponat die passenden Informationen aus oder leitet auch blinde Besucher:innen zu sich.

Das Erklärvideo zeigt den TellDing Avatar
Das Erklärvideo im Museum zeigt den TellDing Avatar

Kinder bekommen andere oder anderes aufbereitete Inhalte als erwachsene, fremdsprachige, blinde oder gehbehinderte Besuchende. Auch der Abstand, ab dem die Audionachricht ausgegeben wird kann sich je nach Nutzer:in unterscheiden. Der Aufzug sollte sich bei einer blinden Besucherin von Weitem melden, während das Exponat erst in unmittelbarer Nähe die Beschreibung ausgibt.

Weitere Informationen finden Sie auf der WebSite TellDing.com

Die Installation beinhaltet das Gerät und einen kleinen Lautsprecher
Die Installation beinhaltet das Gerät und einen kleinen Lautsprecher

Großbestellung Canesitter für Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe

37 Blindenstockhalter mit dem Namen Canesitter

Heute ging die Bestellung der Ausstattung des Museums mit den Blindenstockhaltern „Canesitter“ an das Museum für Naturkunde Karlsruhe raus. Dort werden alle zugänglichen Stationen mit diesem nützlichen Tool ausgestattet. Es erlaubt den blinden Museumsbesuchern ihren Langstock festzuklemmen um beide Hände frei zu haben für die Betrachtung von Exponaten und das Lesen von Texten.

Der Blindenstock-Halter in schwarz. Klein und elegant.
Alternative: Der Blindenstock-Halter „Canesitter“ in schwarz. Klein und elegant.
Farbalternativen weiss, rot, blau, braun und schwarz für die Blindenstockhalterung
Alle 5 Farbalternativen für die Blindenstockhalterung nebeneinander. Für die Klammern gibt es außerdem weitere Farbalternativen.

Endlich ein einheitliches taktil und visuell verständliches Symbol für Fluchtweg bzw. Notausgang für taktile Pläne

Keine Frage, die Herausforderung ist groß und auch die Verantwortung. Gesucht wurde ein international verständliches Symbol, das taktil und auch visuell für sich spricht. Orientierungspläne sind sowohl für sehende als auch für blinde Personen ein gemeinsames Hilfsmittel. Besonders im Notfall müssen Informationen schnell erfasst werden. Bisher hat ein Zeichen in den DIN-Normen und aktuellen Norm-Entwürfen gefehlt. So haben wir in den letzten Wochen ein neues Zeichen entwickelt und in die Kommission gegeben.

Symbol für Fluchtweg Notausgang taktile Pläne
Das mögliche neue internationale optische und taktile Symbol für taktile Orientierungspläne in Gebäuden.

Für die Geschwindigkeit spielt es eine große Rolle, ob Symbole bereits gelernt sind und nicht erst neu interpretiert werden müssen. Das Symbol für den Notausgang und Fluchtweg muss eine eindeutige Richtung anzeigen und es muss vom gewöhnlichen Ausgang unterschieden werden können. Auch Analphabeten und fremdsprachige Menschen sollten damit keine Schwierigkeiten haben.

So haben wir als kleinsten gemeinsamen Nenner das X für „aus“, „hinaus“, „weg“ verwendet und den großen Richtungspfeil auf Grün, der auch aus der visuellen Welt bekannt ist. In der Anwendung im Plan wird das Symbol in Fluchtrichtung gedreht platziert. Die weißen Elemente sind taktil und die grüne Fläche nur visuell zu drucken. Die Mindesthöhe ist 12 mm (grüner Rahmen)!

Eines der inklusivsten Museen Deutschlands ist in Arbeit

Für das Kölnische Stadtmuseum begleite ich seit Anfang 2022 beratend und planend den Umbau, die Konzeption und Umsetzung der neuen Dauerausstellung mit neo.studio neumann schneider architekten. In vielen Teilen, was die mehrere hundert taktilen und inklusiven Bestandteile angeht, bin ich auch ausführend tätig.

Woran arbeiten wir in Köln?

Wir erschaffen das wahrscheinlich inklusivste Museum Deutschlands.

Sehr große Anteile der Ausstellungsinhalte werden über mehrere Medien und Sinne angeboten. Dieses umfangreiche Angebot macht es erstmals in einer Ausstellung möglich, dass blinde und sehbehinderte Besucher:innen nicht per Leitlinie zu wenigen Inhalten geführt werden, sondern – falls bevorzugt – sich intuitiv  (auch mit Familien- oder Freundeskreis) bewegen zu können.

Wir entwickeln eine Ausstellung in der es nicht eine einzige „Inklusionsstation“ gibt. Die Ausstellung selbst ist weitgehend inklusiv und benötigt daher keine exklusiven Tische, die über eine exklusive Leitlinie erreicht werden.

Ein mehrsprachiger Multimediaguide mit mehreren spezialisierten Spuren (zB. auch für Kinder oder blinde Besucher:innen) führt auf Wunsch durch das Museum.

Die Ausstellungsinhalte – von A-Text bis C-Text sind für alle einfach formuliert (weil es für alle verständlich ist) und in Brailleschrift und als Audio sowie Großschrift mit guten Kontrasten an Wänden und Tischen verfügbar. Viele Texte sind als Videos in DGS (Deutsche Gebärdensprache) für die gehörlosen Besucher:innen verfügbar und die wichtigsten Infos auch in Pyramidenschrift für die blinden Besucher:innen, die keine Brailleschrift beherrschen.

Dazu kommt die Untertitelung von Videos für alle, die schlechter hören oder verstehen, sowie Audiodeskription von Videos und Objekten für alle, die sehr schlecht oder gar nicht sehen.

Natürlich führt ein Bodenleitsystem durch die Ausstellung. Dieses ist sowohl eine optische Führung für die sehenden als auch taktil für die blinden Besucher:innen. Auf jeder Etage befindet sich eine Geschossübersicht, die optisch und taktil ansprechend ist.

Sehr viele der Exponate sind frei zugänglich und dürfen natürlich auch mit den Händen betrachtet werden.

Alle Geschosse sind mit Aufzug erreichbar.

Die Beauftragung durch die Stadt Köln beinhaltet die Beratung zur Auswahl der Exponate und Umsetzung der Inhalte nach inklusiven Aspekten und in kuratorischer Zielsetzung. Überprüfung der Vermittlungsziele auf inklusionsbedingte Durchführbarkeit. Konzepte und Entwürfe für alternative Vermittlungsformen. Ausweiten und Abgleichen des individuellen Erlebnisses als Teil einer Gesamterfahrung mit allen Besucher:innen. Beratung der beteiligten Gestalter und Architekten und Entwurf inklusiver Darstellungsformen. Dazu gehören Texte, Grafiken und alternative Präsentation von Werken. Umsetzung von Braille- und Profilschrift auf Exponaten und Tafeln.

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Gastbeitrag einer erblindeten Kunstkennerin

Anette Bach

Ist Kunst zu begreifen?

Eine Rodin-Ausstellung im Folkwang-Museum in Essen! Für mich ein Ereignis! Die Jahre meines Lebens, in denen ich sehen konnte, waren geprägt von Freude und Interesse an der Kunst. Ich habe das Zeichnen geliebt, aber auch Gemälde und die Bildhauerei. Auch wenn ich nicht mehr sehen kann, hat sich mein Interesse für, ich würde sogar sagen, mein Bedürfnis nach Kunst nicht geändert. Also fahre ich nach Essen. An Rodins Werke kann ich mich gut erinnern. Der berühmte „Denker“, „Die Bürger von Calais“ und erst „Der KUSS“. Was würde die Ausstellung bringen? Frust pur! Ich durfte nichts anfassen. Ich mochte es gar nicht glauben. Was konnte ich an Steinskulpturen zerstören, wenn ich sie nur mit meinen Händen berührte? Auch durch ein aufgelegtes Seidentuch durfte ich nichts anfassen. Ich habe gebeten, geschimpft, argumentiert. Die saure Luft des Ruhrgebietes, die Fliegen, Spinnen und Staub würden sicher eine größere Bedrohung für die Unversehrtheit des Kunstwerks bedeuten. Nichts zu machen! Ich finde, so geht das nicht! Auch ich weiß natürlich, dass es nicht vernünftig wäre, alle Museums- und Ausstellungsinhalte für jede tastende Hand freizugeben. Aber es ist viel mehr möglich, als zugestanden wird. Sicher, es ist mir oft gelungen, Führungen zu organisieren, bei denen dann am Ende doch die Vitrinen geöffnet oder die Begrenzungsgitter beiseitegeschoben wurden. Aber das war immer Glücksache und abhängig vom guten Willen und der Eigenmächtigkeit des jeweiligen Führers. Ich wünsche mir ein Umdenken. Alle Aussteller sollten verpflichtet sein, sehgeschädigten Menschen ihre Ausstellung zugänglich zu machen. Dafür gibt es Konzepte und weitere können entwickelt werden. Aussteller sollten schlagende Argumente haben müssen, für das, was nicht möglich ist. So etwas wird es immer geben, aber es darf nicht passieren, dass wir in die Rolle der Bittsteller, Überreder oder Krawallmacher gezwungen werden, die etwas angeblich Unmögliches fordem.

Wenn einmal eine gute Fee bei mir vorbeikäme, würde ich mir wünschen, dass vielleicht jedes Bundesland eine Einrichtung schafft, die vollgestopft ist mit Modellen. Es gibt so viele herrliche, spannende und unglaubliche Dinge, die Menschen geschaffen haben: Die Bauten der Inkas, den Taj Mahal, die Oper in Sydney oder die Elbphilharmonie. Selbst wenn ich überall hinfahren könnte und es mir erlaubt wäre, alles zu begehen, zu berühren, so würde sich doch das meiste nicht erschließen. Den David, den Michelangelo geschaffen hat, würde ich nicht mal erkennen, wenn ich auf dem fünf Meter hohen Marmorgebilde herumklettern dürfte. Modelle herzustellen, ist in Zeiten von Scannern und 3D-Druckern wohl nur noch eine Frage des Wollens.

Bei mir klingelt es. Kommen Feen durch die Haustür?


Zur Autorin Anette Bach leitet im DVBS die Bezirksgruppe Hessen. Die 66-Jährige organisiert mit dem Leitungsteam regelmäßig Veranstaltungen zu aktuellen Themen und Ausflüge, deren Termine unter dvbs-online.de veröffentlicht werden und die auch interessierten Gästen offen stehen. Der Beitrag wurde erstmals veröffentlicht in der Horus 2/2018 / Zugängliche Kultur – Marburger Beiträge zur Integration Blinder und Sehbehinderter. Die Veröffentlichung hier erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Autorin.

Das TellDing® kommt ins GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig

Eine Ausstellung soll multimedial aufbereitet und für alle zugänglich werden. Es sollen keine aufwändigen Installationen vorgenommen werden und keine App oder Geräte notwendig sein.

Das von mir entwickelte System TellDing® kehrt die technische Bringschuld um und ist genau deswegen für bestimmte Anwendungen extrem interessant und alternativlos!

Die Aufgabe:

Ein Objekt soll 1. nur über das Gehör gefunden werden können (bei Dunkelheit oder für blinde Besucher:innen). 2. Das Objekt soll sich identifizieren und Audio oder Video bereitstellen. Die Nutzer:innen brauchen 3. kein Gerät und keine App

Anwendungsfälle:

Die Exponate in der Ausstellung werden bespielt.
Eine Tür, ein Aufzug, die Treppe, die Toilette – also die Zielführung.
Der Raumtext oder Ambientsound soll wiedergegeben werden.

Der Besucher benötigt nicht den Guide oder das Smartphone in der Hand. Die Intelligenz steckt im Device am Exponat oder am POI (wie Türen, Aufzug, Raumtext). Die erkennt anhand eines vom Besucher am Umhängeband mitgeführten Elements, was es ihm/ihr anbieten soll.

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Instant Audioguide. Information am Objekt selbst schafft Orientierung und Information für Alle

Auf der Exponatec Cologne 2021 können Sie mich vom 17.—19. November treffen

Exponatec

Auf der Exponatec Cologne 2021 können Sie mich vom 17.—19. November 2021 auf dem Messestand A068-B069, Halle 2.2. persönlich kennenlernen. Sprechen Sie mit mir über alles, was barrierefreie und inklusive Konzeption angeht, über Produkte und Exponate, Unikate und Serien. Alle Fragen des Design für Alle und der Kommunikation für Alle sind willkommen. Sie finden mich am Stand werk5 | new craft, interactive scape und evelution.

Wenn Sie vorab mit mir einen Termin ausmachen, bin ich auch sicher voll und ganz für Sie da. Bei Bedarf kann ich Ihnen auch ein Ticket zukommen lassen.

Exponatec

http://www.go-inclusive.de

Lichtenberg Museum: Umfassende Inklusionsberatung bei neuer Dauerausstellung

Medienraum Lichtenberg Museum

Was war Lichtenberg gestern? Was ist es heute? Und wie hängt beides miteinander zusammen? Das Museum Lichtenberg lädt mit seiner Dauerausstellung zur Entdeckungsreise ein.

Dank Julia Novak, Dr. Tim Weber, Dr. Dirk Moldt und Dr. Thomas Thiele hat sich ein Museum für Alle entwickelt. Julia Novak: „Es möchte alle ansprechen. Deshalb vermeiden wir Barrieren, baulich, inhaltlich und sprachlich. Wir haben das Museum inklusiv, interaktiv und partizipativ gestaltet.“

Mein Beitrag als Berater führte bereits vor der Planung die Projektbeteiligten in die vielfältigen Möglichkeiten inklusiver Konzeption und Gestaltung ein. Die Auswahl der Exponate, die Darstellung, taktile Schriften, Brailletexte und taktile Grafiken, der Orientierungsplan und das Bodenleitsystem auch mit der allgemeinen Besucherführung waren davon betroffen. Mit Ideen, Lob aber auch mit Kritik entstand durch die Agentur buerojolas eine fantastische besuchenswerte Ausstellung.

 

Riechstationen mit Braille-Text ausgestattet
Die Riechstationen führen in die Geschichte der Arbeit, der Kunst und der Gewerbe des Bezirks

Vom ersten Gespräch an inklusiv gedacht. Die Kuratorin Julia Novak und der Projektleiter Dr. Tim Weber und Dr. Thomas Thiele kamen mit Freude und Begeisterung an einem „Museum für Alle“ auf mich zu. Wir haben schon in der ersten Runde mit allen Beteiligten Freiraum für neue Ideen geschaffen. Alle Verantwortlichen und Ausführenden wurden mitgerissen und sortierten alle ihre Gedanken an Inhalte, Design, Orientierung und Vermittlung an der ganzheitlichen Sicht der Inklusion und dem Design for All. Mit tollen Ergebnissen und in großem Umfang. Auch hier im Berliner „Museum Lichtenberg“ ist nicht alles perfekt, aber wir haben ein tolles Museum geschaffen, wo jeder, ja jeder, seinen Teil mitnimmt.

Taktiles Bodenleitsystem durch das Lichtenberg Museum
Ein taktiles Bodenleitsystem führt die Besucher durch das Lichtenberg Museum

 

 

 

 

Die Ortsteile von Lichtenbergs inklusives Exponat im Lichtenberg Museum
Die Ortsteile von Lichtenberg als inklusives Exponat
Übersichtsplan taktil Lichtenberg Museum
Der Übersichtsplan ist taktil lesbar und mit Braille-Text ausgestattet

Berlin Global Ausstellung im Humboldt Forum Berlin

Exponate

Die Berlin Global Ausstellung im Humboldt Forum im Berliner Schloss ist erfolgreich eröffnet und beinhaltet wunderbare Werke für einen kurzweiligen Besuch.

Mit etwas Stolz verweise ich darauf, drei besondere Exponate für die Ausstellung beigetragen zu haben. Natürlich sind meine Werke im inklusiven Sinne konzipiert und beinhalten Brailleschrift. Für die Produktion der Exponate ist mein Teampartner werk5 | new craft verantwortlich.

Ideen, um Museen zugänglicher zu machen

Museen haben das Interesse und die Pflicht, sich um Menschen mit unterschiedlichen Vermittlungswegen zu kümmern.  Weltweit leben etwa 1,3 Milliarden Menschen mit irgendeiner Form von Blindheit oder Sehbehinderung. Allein in Europa sind etwa 25,5 Millionen Menschen sehbehindert!

Oft ist ein Museumsbesuch mit dem Gefühl der Ausgrenzung verbunden, wenn Inhalt nicht gleichwertig oder vollständig oder in einer Weise adäquat vermittelt werden. Das geschieht insbesondere, wenn man mit der Familie oder Freunden ein gemeinsames Museumserlebnis haben möchte. Das traditionelle Museumserlebnis mit Objekten hinter Glas bietet einem blinden oder sehbehinderten Menschen nichts. Aber die meisten Museen entwickeln sich gerade hier weiter, um dem gerecht zu werden und den Besuch für alle zu einem Erlebnis zu machen.

Wie können Museen sehbehinderten Besuchern gerecht werden?

Es gibt viele Möglichkeiten, wie man einen Besuch für eine sehbehinderte Person interessant machen kann. Das fängt bei Audioguides und Audiobeschreibungen an. Es sollten aber auch Ansätze wie taktile Grafiken und 3D-Objekte sein, immersive Klang/Raumerlebnisse und interaktive Mitmachelemente. In Museen auf der ganzen Welt geht es heute um mehr als nur um das Sehen. Multisensorische Ausstellungen sprechen die Sinne Sehen, Hören, Fühlen und Riechen an. Dieser Ansatz erweckt Exponate für alle Besucher zum Leben.

Der Einsatz von Technologie macht Museen inklusiver.

Dank neuer Technologien sind auch sehbehinderte Menschen in Museen zunehmend willkommen. Viele Museen auf der ganzen Welt arbeiten mit 3D-Druck.

Es liegt auf der Hand, dass diese Technologie den Museumsbesuch für alle Beteiligten verbessern kann. Wer möchte nicht einmal ein Exponat hinter Glas berühren, auch wenn es nur eine Reproduktion ist.

Museen haben blinden und sehbehinderten Menschen viel zu bieten.

Wichtig ist das Verständnis, dass das Sehen nicht der einzige Sinn ist, mit dem Menschen kulturelle Angebote erleben und genießen können. Hinter den Türen jedes Museums verbirgt sich eine Fülle faszinierender Materialien, die nur darauf warten, auf neue Weise entdeckt zu werden.

Audio- und Textbeschreibungen (auch Braille und DGS) sind gute Vermittlungsinstrumente. Sie können Menschen helfen, mehr über die Inhalte zu erfahren. Aber auch andere Sinne wie Tastsinn und Geruchssinn können das Erlebnis bereichern. Ein persönlicher Ansatz funktioniert ebenfalls gut, mit beschreibenden Führungen, die anschauliche Bilder im Kopf erzeugen können. Es ist auch wichtig, die Besucher vor dem Besuch zu informieren, damit sie wissen, welche Möglichkeiten es gibt.

Museen müssen mit sehbehinderten Menschen kommunizieren. Sie müssen ihnen zuhören und mit ihnen zusammenarbeiten, um ihre Bedürfnisse zu verstehen. Ich zeige immer wieder gerne, wie kleine Veränderungen und zusätzliche Angebote einen großen Unterschied machen können. Mit diesen Veränderungen können Museen dafür sorgen, dass sich blinde und sehbehinderte Menschen wirklich willkommen fühlen.

Ein Audio-Informations- und Leitsystem ganz ohne App. Barrierefreiheit schnell und preiswert.

 

Ein System informiert Ihre Besucher ohne jede Mühe.

TellDing ist ein "instant Audioguide" und Orientierungssystem in einem.
TellDing ist ein „instant Audioguide“ und Orientierungssystem in einem.

TellDing wird im Museum am Exponat, an Türen und Treppen, der Rauminformation u.s.w. versteckt eingebaut. Der Besucher nähert sich mit seiner Besucherkarte (Eintrittskarte) dem entsprechenden Informationspunkt oder Exponat und bekommt eine Audioinformation in seiner Landessprache. Blinde Besucher bekommen ausführliche Audiodeskription. Als sprechender Punkt hilft das TellDing blinden Besuchern sogar, das Objekt oder die Tür oder den Aufzug zu finden, indem der Besucher einfach der Tonquelle folgen kann. Genial einfach! Und ohne große Kosten einzurichten.

Informieren Sie sich auf www.tellding.com über Möglichkeiten und Kosten

Die Installation beinhaltet das Gerät und einen kleinen Lautsprecher
Die Installation beinhaltet das Gerät und einen kleinen Lautsprecher

 

Ölgemälde haptisch erfassbar - die nächste Stufe

Zusammen mit unserem #goinclusive-Partner Werk5 GmbH arbeiten wir weiter an der nächsten Generation inklusiver taktiler Medien. In der Werkstatt liegt derzeit für den Dauertest unter Sonnenlicht und massenhafter Berührung die farbige Variante des Felix-Nussbaum-Gemäldes „Selbstbildnis mit Judenpass“.

Das neue und einzigartige ist die vollfarbige Kopie des Gemäldes auf der taktilen Form. Daraus ergibt sich eine einzigartige Symbiose aus Realität und Gemälde. Blinde, sehbehinderte und sehende Besucher erleben und begreifen das selbe Objekt.

„Faszinierend! Es ist, als ob Felix Nussbaum selbst da wäre.”

Taktil und noch näher am Original
Nussbaum in Farbe – noch näher am Original

Hands free! im Museum, am Arbeitsplatz oder in der Schule mit dem canesitter

Stellen Sie sich vor, Sie brauchen beide Hände zur Verfügung, aber eine Hand ist leider immer damit beschäftigt, etwas zu halten oder unterzuklemmen. Wer zum Schutz einen Blindenlangstock braucht und diesen bei jedem Exponat im Museum oder an der Wahlkabine zum Schreiben, oder beim Umziehen im Fitnesscenter vorübergehend loshaben will, der sucht meist vergeblich.

Der Langstockhalter an einem Museumsexponat

Dafür habe ich den Canesitter entwickelt. Ein in jedes Farbdesign anpassbarer Schnellklemmer, passend für jeden Langstock.

canesitter Langstockhalter
Über 60 Farbkombinationen sind möglich

Der Langstockhalter an einem Exponatetisch im Museum

Kompakt, formschön, langlebig, preiswert und in dutzenden Farbkombinationen wählbar.

canesitter Langstockhalter

Der Canesitter klemmt einfach ein und hält gut fest

Weitere Informationen und Bestellung bitte direkt über service@canesitter.com. Hier gibt es mehr Info: canesitter.de

Das Standardmodul: Gehäuse dunkelgrau, Klammer schwarz kostet 24,99€ inkl. MwSt. Alle anderen Farben und Kombinationen kosten 29,75€ inkl. MwSt. Die Lieferzeit ist zur Zeit ca. zwei Wochen.

Wie wird ein Ölgemälde zum Publikumsmagneten und auch für blinde Museumsbesucher "sichtbar"?

Ein wichtiges Gemälde von Felix Nussbaum, das „Selbstbildnis mit Judenpass“ soll durch eine 3D-Umsetzung zu einem neuen Publikumsmagneten des Felix-Nussbaum-Museums im Osnabrücker Museumsquartier werden.

Dazu nutzten wir unsere Möglichkeiten, das Gemälde digital als Relief zu modellieren und anschließend mit der computergesteuerten hochmodernen 5-Kopf-Fräse aus einem Corianblock entstehen zu lassen. Im CAD bestimmen wir nach blindenpädagogischen Gesichtspunkten die Oberflächenstruktur (für die adäquate Haptik) und Tiefe der Komponenten und gestalten wie ein Bildhauer – mit Fokus auf die taktile Vermittlung – das Werk im Sinne des Künstlers nach.

Sehen Sie die Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus vom 07.06.2020 bis 01.11.2020

Umsetzung eines Felix Nussbaum-Gemäldes in Relief und Braille

Diese neue, dritte Dimension reizt alle Besucher das Werk – im Sinne des Wortes – zu erfassen. Durch dieses intensivere Erlebnis schaffen wir eine neue Auseinandersetzungsebene.

Steffen Zimmermann

Umsetzung eines Felix Nussbaum-Gemäldes in Relief und Braille
Ein Detail aus dem Gemälde, der „Judenpass“ ist in Punktschrift ergänzt und auch der sogenannte „Judenstempel“ und das Passbild sind taktil erfahrbar.

Ein neben dem Relief stehender Text in Brailleschrift und normal visueller Schwarzschrift erklärt für die Besucher einige Details des Werkes, die vielen Betrachtern wohl sonst entgehen würden.

Umsetzung eines Felix Nussbaum-Gemäldes in Relief und Braille

 
© Hermann Pentermann

Warum sich Museen eine Kultur der Zugänglichkeit zu eigen machen müssen

Über die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen hinaus: Museen müssen Barrierefreiheit und Inklusion als eine dauerhafte Verpflichtung betrachten. Der Zugang zum Gesellschaftserbe und zur Kultur darf als ein Grundrecht aller Menschen, unabhängig von ihrer Identität oder ihren Möglichkeiten, angesehen werden.

Die Betreiber von Museen haben die Pflicht, den Zugang zu erleichtern und angemessene Anpassungen vorzunehmen. Der Zugang ist nicht auf die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Behinderungen beschränkt. Manche Publikumsgruppen haben Bedürfnisse, die möglicherweise nicht gesehen werden. Alle Formen von Beeinträchtigungen, einschließlich eingeschränkter Mobilität, Seh- oder Hörbehinderung, Lernschwierigkeiten, begrenzter Kraft oder Beweglichkeit sowie Sprach- und Kommunikationsschwierigkeiten müssen berücksichtigt werden.

Die Beachtung des gleichberechtigten Zugangs und der Inklusion in Museen geht über die Einhaltung der Vorschriften hinaus: Es geht darum, jetzt das „Richtige“ zu tun.

Es geht um die Sicherstellung, dass der gleichberechtigte Zugang in die Kultur und die Strukturen der Organisation eingebettet ist und nicht als „Zusatzleistung“ betrachtet werden sollte.

Die so wahrgenommene Verantwortung ist auch vorausschauend und kosteneffizient für das Museum. Indem es die Bedürfnisse der Besucher versteht und sicherstellt, dass diese im Vorfeld des Besuchs und von Beginn an bei neuen Projekten berücksichtigt werden, sind keine Korrekturen, Adaptionen oder Parallelwelten nötig .

#goinclusive bietet sich an, Museen dabei zu unterstützen, ihre Sammlungen, Gebäude, Programme und Dienstleistungen für das gesamte Publikum zugänglich zu machen und hat dies im Laufe der Jahre in vielen Fällen getan. #goinclusive hat zahlreiche Projekte mit kreativen und innovativen Ansätzen zur Verbesserung des Zugangs und zur Förderung inklusiver Praxis in Museen unterstützt. Im Laufe der Jahre haben wir immer wieder innovative Wege beschritten, um Barrieren abzubauen und die Beteiligung der verschiedenen Publikumsgruppen und Besucher zu erweitern.

Einfache, kostengünstige Dinge, die Sie tun können, sind unter anderem: Vorausschauende Planung. Einbindung und Beteiligung der Nutzer, um Lösungen zu finden. Zusammenarbeit mit Organisationen, die Menschen mit Behinderungen unterstützen. Schulung und Sensibilisierung des Personals für Gleichberechtigung und Vielfalt, einschließlich Schulung zur Sensibilisierung für Behinderungen. Gerne beraten und unterstützen wir Sie bei diesen Schritten auf dem Weg zur Verwirklichung Ihrer Projekte.