Ein Gedankenspiel für Kuratoren - Was kostet Inklusion?

Gedankenspiel: Sie sind Linda P. 

Wenn Linda P. mit ihrem Mann und den Kindern ins Kölnische Stadtmuseum geht, dann durchlaufen sie das Haus als Gruppe, erzählen und weisen hin, diskutieren und ergänzen ihr Wissen zu jedem Bereich und Aspekt der Ausstellung. Sie stellen sich Fragen und tauschen Gelerntes aus. 

Spielt es eine Rolle, ob Linda blind ist oder nicht? Es spielt im Kölnischen Stadtmuseum keine Rolle, weil jedes thematisierte Gebiet in verschiedener Weise mit vergleichbarer Informationstiefe und Objektangebot ausgestattet ist. Es spielt aber in den anderen Museen eine Rolle, wenn Linda zu nur wenigen, meist monothematischen »Inklusionsstationen« geleitet wird, die, wie Linda dann merkt, eigentlich für ihre Exklusion sorgen. Sie hat nämlich von der eigentlichen Ausstellung und ihrer Familie nichts mitbekommen. 

Auf diesem Foto ist ein Mehrwertexponat für alle zu sehen. Das nur optisch zugängliche historische Stadtmodell (links im Bild) wird viel interessanter und lehrreicher durch die didaktische Aufbereitung über verschiedene übereinander verschiebbaren Ebenen (Topografie, Stadtentwicklung, wichtige Gebäude, urbane Struktur). Die sind neben den Modellen der wichtigen Gebäude natürlich taktil lesbar. Diese didaktische Aufbereitung ist erst der Schlüssel zum Vermittlungsziel für alle Besuchenden.

Und daher jetzt am Schluss die Gretchenfrage: Was also kostet #Inklusion im Museum?

Es kostet die Investition in gute didaktische Konzeption (die natürlich inklusiv denkt) und bringt oft nicht nur einen Mehrwert, sondern überhaupt erst den Nutzwert für manches Exponat, das sonst für die Mehrheit der Besuchenden unerschlossen bliebe. Übrigens: Linda P. und ihre Familie wären ohne die inklusive Konzeption der Ausstellung gar nicht gekommen, weil sie natürlich den Tag gemeinsam erleben wollen. 

Ein Multimediaguide erschließt für Interessierte weitere Hintergründe und die Textversion in Gebärdensprache. Das Inklusionskonzept des Museums, die taktilen Umsetzungen und das Bodenleitsystem stammen von Steffen Zimmermann, die Ausstellungsgestaltung von @neostudio.berlin,